Einen Sieger brachte das Bundesliga-Abendspiel zwischen Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund nicht hervor. Es endete in einem 1:1-Unentschieden (0:0). Dafür aber mehrere strittige Szenen: Dreimal wurde über einen Elfmeter für den Gastgeber diskutiert, einmal entschied Schiedsrichter Tobias Stieler nach Rücksprache mit dem Video-Assistenten auf Strafstoß. Diesen verwandelte Kevin Stöger zum Ausgleich (71.). Jamie Gittens hatte den BVB wenige Minuten zuvor in Führung gebracht (64.).
Was dazu geführt hatte: Nach einem Eckball hielt Pascal Groß den Gladbacher Stürmer Tim Kleindienst, der am zweiten Pfosten versuchte, an den Ball zu kommen. Zunächst ließ Stieler weiterlaufen, nach der VAR-Überprüfung änderte der Unparteiische seine Meinung. Das konnten die Dortmunder nicht nachvollziehen. Nico Schlotterbeck, der die Kapitänsbinde trug, meinte: „Das ist kein Elfmeter. Pascal schaut nur zum Ball, Tim zieht auch.“
Schlotterbeck verwies auf einen ähnlichen Zweikampf in der ersten Halbzeit im Gladbacher Strafraum, der auch nicht überprüft wurde. „Für mich als Verteidiger ist es zu wenig, auch wenn ich dem Schiedsrichter keinen Vorwurf machen möchte“, sagte der Nationalspieler.
Anders sah das Lothar Matthäus, der in seiner Rolle als TV-Experte bei Sky dem Schlotterbeck-Interview beiwohnte. „Ich hätte ihn gegeben. Groß hält einfach zu lange“, sagte der 63-Jährige. Schlotterbeck erwiderte: „Aber Lothar, guck mal, wo er (Kleindienst, Anm. d. Red.) den Fuß hat. Da fehlt ein halber Meter.“ Der Gladbacher Stürmer hätte den Ball nicht mehr erreichen können, argumentierte Schlotterbeck. Auch da wollte Matthäus nicht ganz mitgehen: „Die Möglichkeit, dass er noch an den Ball kommt, besteht.“
Der Schiedsrichter selbst äußerte sich ebenfalls zur Elfmeter-Szene. Nach einem Halteverdacht sei er in Kontakt mit dem VAR getreten, erklärte Stieler. Bei Betrachtung der Bilder habe sich herausgestellt, dass es sich um ein Haltevergehen handele. „Der Dortmunder Spieler ist nur gegnerorientiert, er schaut gar nicht nach dem Ball.“ Auch Stieler wollte nicht ausschließen, dass Kleindienst den Ball noch habe erreichen können. Wäre der Ball weiter entfernt gewesen, „dann hätte ich mich schwerer getan“.
Der erste Aufreger der Partie hatte sich früh im Spiel ereignet. Dortmunds Linksverteidiger Ramy Bensebaini trat Franck Honorat im eigenen Strafraum auf den Fuß. Stieler dazu: „Der Ball war in einer toten Zone, der Gladbacher verlangsamt noch. Dann ist es ein unglücklicher Fußtreffer; ein Unfall. Es hat auch kein Spieler reklamiert.“
Deutliche Proteste der Gastgeber gab es jedoch wenig später, als der Ball an die Hand von BVB-Stürmer Serhou Guirassy klatschte. Guirassys Armhaltung erinnerte an das Handspiel Marc Cucurella im WM-Viertelfinale zwischen Deutschland und Spanien. „Der Unterschied ist, dass der Ball hier aus kurzer Distanz kam“, erklärte Stieler. „Zudem schwingt der Arm durch. Wenn es so viele Fragezeichen gibt, dann reicht das in der heutigen Zeit nicht für einen Strafstoß.“ Und so blieb es bei einem Elfmeter und insgesamt zwei Toren in diesem Borussen-Duell ohne Sieger.